Die „Karli 83“ oder bleibt noch Kraft für den Abgang

Als ich 12 Jahre alt war, hatte ich noch Sport getrieben. Ich war Kunstturner. Mein Trainer „Sepp Stalder“, selbst ein erfolgreicher Turner, sagte zu mir vor einer Geräteübung an einem Turnier: „Achte vorallem darauf, dass dir genug Kraft bleibt für einen sicheren Abgang! Das prägt sich ein bei den Punktrichtern! Wenn du „den“ stehst, hast du schon gewonnen“! Passt!

Und dieser letzte Blogbeitrag über das Haus, welches meine Bleibe war in Leipzig, ist auch mein Abgang von der Übung „max in Leipzig“. Und ich hoffe doch, mir bleibt genug Kraft, um diesen Abgang „gut“ zu stehen“!

Karl-Liebknecht-Straße 83

Karl-Liebknecht-Straße 83

Im Haus an der Karl-Liebknecht-Straße ­befinden sich eine Sprachschule und ein Blumenladen. Eingepfercht von all den Wurst- und Kebabkneipen. Die Schule steht so angeschrieben, gehört dem Falk, welcher mir die Wohnung vermietet hat. Ihn kenne ich nur durch den Mailaustausch und von einem Telefongespräch im Vorfeld, als ich ihn mitten im Straßenverkehr von Nikosia angerufen hatte. Er lebt auf Zypern, ist dort verheiratet und hat zwei Töchter. Die Eine ist ein Jahr, die Andere sieben Jahre alt. Herr Dietrich, seinen Vater hatte ich noch kennengelernt, bevor er für einige Zeit zu seinem Sohn, vor allem aber zu seinen Enkelinnen, gereist ist.

Maria Liebknecht

Maria Liebknecht

Frau Dietrich ist jetzt meine Bezugsperson im Haus. Sie ist eine wunderbare, liebvolle Frau. Interessierter als die Männer an ihrer Seite! Mit ihr war ich gestern im Maître „zum Kaffee“. Die Tochter einer Spanierin hat sich dazu „richtig rausgeputzt!“. In ihrem violetten Deux-pieces und den perfekt passenden Strümpfen hat die 74-jährige Frau „das Haar offen getragen“. Sie ist noch immer eine wirklich attraktive Frau, nur die Hüften geben ihr zu schaffen! Ich habe mich fast ein bisschen geschämt in meiner Lederjacke! Bei Kuchen und Kaffee hat sie mir aus ihrem Leben erzählt, ich könnte ihr Stunden lang zuhören. Eigentlich ist ein so volles Leben, wie das ihre, die Vorlage für ein ganzes Buch! Soweit bin ich jetzt noch nicht! Sie hatte fünf Geschwister! Einer von ihnen fuhr schon vor der Wende „rüber“. Den durfte sie auch besuchen an seinen Geburtstagen mit ihrer Schwester, wenn sie sich gegenüber den Beamten durchgesetzt hatten. So war das! Am Abend arbeitet Frau Dietrich oft am Haus, oder füttert die Straßenkatzen hinten im Hof!

Frau Mönch, die Katzenmutter mit dem "Waldi"

Frau Mönch, die Katzenmutter mit dem „Waldi“

Die eigentliche Katzenmutter aber ist Frau Münch. Sie wohnt im Nachbarhaus, der “ 81″. Kurz vor acht Uhr steht sie im Hof und bereitet mehrere Töpfe voller Katzenköstlichkeiten. „Der „Waldi“ kriegt morgens auch mal ein bisschen Milch. Der mag das! So ne echte Straßenkatze ist er nicht!“ meint Frau Münch. Waldi striech mir um die Beine, kurz, nachdem ich ihn kennengelernt hatte! „Die Mohrle ist dann schon eher noch ne Wilde!“ Die lässt mich schon gar nicht in ihre Nähe!

Am letzten Samstag haben die „Jungen Leute von der WG“ unterhalb der Wohnung von Frau Münch eine Party gefeiert. Sie ist sich von der „Karli“ schon einiges gewohnt! Aber so etwas hat sie noch nie erlebt! Das ganze Treppenhaus war Partyraum. Als sie sich bei den Verursachern beschwerte, so um fünf Uhr morgens, wurde ihr der Bescheid gegeben „das müsse sie jetzt ertragen!“! Die Jungen seien eben angehende Doktoren, meint sie, mit einem Augenzwinkern! Auch ich bin in dieser Nacht ein zweimal aufgewacht, im Glauben meine Wohnungsklingel gehört zu haben! Am Sonntagmorgen hat Frau Dietrich die ganzen Partyreste vor und hinter den beiden Häusern weggeräumt. Frau Mönch hätt alles liegen lassen!

Einige Bewohner kenne ich nur vom Grüssen im Treppenhaus. Zuoberst „im Vierten“ wohnt ein sympathische junge vierköpfige Familie. Der Mann, ein Inder hat sich mir als Filmemacher, vorgestellt. Ich wollte noch bei ihnen anklopfen. Frau Dietrich meint sie seien in den Ferien.

Margret Hoppe wohnt im dritten Stockwerk. Sie ist eine erfolgreiche Leipziger Künstlerin der Sparte Fotographie (auch auf ihrer Karte in alter Manier mit „ph“ geschrieben!) Mir gefallen ihre Arbeiten. Sie hat ihr Atelier, wie viele in einer Ateliergemeinschaft der Baumwollspinnerei. Die Vorarbeiten für einen großen Katalog bei Scheidegger & Spiess Kunst (die Schweizer seien sehr genau) hat sie in den letzten Tagen abgeschlossen. Sie bereitet auch noch eine längere Indienreise vor. Sie hätte ich eigentlich gerne porträtiert! Auch aus eigener Erfahrung habe ich aber schnell gemerkt, das passt jetzt nicht!

Heute Vormittag hat Maria Dietrich mich zum Tee in die Sprachschule eingeladen . Da durfte ich noch die Bekanntschaft schliessen mit der Geschäftführerin Astrid Wenzel. Wie bei vielen Bewohnern und Bewohnerinnen hier Leipzig ist mir an ihr die offene, fröhliche Art aufgefallen! Wir hätten wohl manche Zigarette gemeinsam vor „Karli 83“ geraucht, wenn wir uns früher begegnet wären.

Jetzt plagt mich der Hunger! Ich gehe ein letztes Mal ins Café Grundmann: „Rote Beete-Süppchen“! – Danach diesem Bericht fertig schreiben – packen, bevor ich dann zur Spinnerei „Der Dybbuk“ fahre!

_Plakatankündigung "Der Dybbuk" Anna Natt

Plakatankündigung „Der Dybbuk“ Anna Natt vor meinem Leihvelo (links)

Als ich am Sonntag kurz vor zwölf aus dem Haus ging, hat mich Frau Dietrich gefragt: „Wohin des Weges, junger Mann?“ Ich antwortete ihr: „Ich geh zum Brunch mit Anna!“ Sie: „Ah die Tänzerin …!Bei ihrer knappen Bemerkung konnte sie ihre verschmitzte Art nicht ganz verbergen! Sie hatte also doch im Blog gelesen! Wir hatten einen feinen Schalk, die Maria Dietrich und ich!

Gestern habe ich bemerkt, dass unter all den Besuchern meines Blogs inzwischen mehr Deutsche, wie Schweizer sind! Bemüht euch also, liebe Schweizer, wenn ihr mich behalten wollt!

max aus Leipzig

 

 

 

 

letzte Tage – ich erschöpft / die Bahn die streikt ?

Nacht des 2. Novembers 2014, Alexis-Schuhmann-Platz

Mondrauschende Wolken / Nacht des 2. Novembers 2014, Alexis-Schuhmann-Platz

Tag des 3. Novembers 2014, Alexis-Schuhmann-Platz

Spätblühende Sommerblüte / Tag des 3. Novembers 2014, Alexis-Schuhmann-Platz

Die Zeit in Leipzig rennt mir davon! Obschon ich noch Einiges im Köcher hätte! Ich wollte noch einen Bericht schreiben über drei Straßen (Karl-Liebknecht-, die Karl-Heine-, und die Eisenbahnstraße!). Das Bildmaterial wäre vorhanden. Die Idee, anhand von drei Straßen die Stadtentwicklung aufzeigen, auch. Doch leicht erkältet und erschöpft fehlt mir jetzt die Energie dazu! Am Donnerstag möchte ich noch »Der Dybbuk« von Anna sehen. Ich weiß noch nicht, wie ich am Freitag zum Flughafen komme! Die DB streikt für die nächsten 79 Stunden!? Wie komme ich denn dahin, wenn nicht mit der Bahn.

Zudem möchte ich mir für den letzten Bericht über das Haus, in welchem ich meine Bleibe hatte, gerne zwei Tage Zeit nehmen!

max aus Leipzig

PS: Demzufolge wird es zurück in Zürich auch noch Nachberichte geben!

Das Café Maître oder Ulrike deine Zeit wird kommen

Ulrike Schauer an der Arbeit

„Treppchen runter…..

Am Morgen hier in Leipzig bin ich meist zwischen sieben und acht Uhr aufgestanden. Für mich hat der Morgen nichts Goldenes an sich. Ich brau mir dann einen Filterkaffee, aus einer original italienischen Röstung (fairer Handel). Mit oder ohne Duschen in die Kleider und dann raus. Das Café Maitré liegt direkt gegenüber. Eine Zigarettenlänge nehm ich mir Zeit, einen kleinen Umweg und freue mich auf den herzlichen Empfang im Jugendstilcafé mit dem französischen Touch! Es gehört zu den schönen Dingen im Leben, mit einem ehrlichen Lachen begrüßt und bedient zu werden. Ich werde mich zurück in Zürich an eine oft launige (mit sich selber beschäftigte) Bedienung wieder gewöhnen müssen.

Ulrike Schauer arbeitet meistens in der Morgenschicht unter der Woche und hat sie mich sicher mehr als zehnmal bedient im Maître. Sie hat sich 2006 die Magistra Artium für Kunstgeschichte an der Technischen Universität Dresden mit Nebenfach Germanistik und Literaturwissenschaften erworben. Während ihres Studiums wurde sie Mutter von Tilmann 2001, und Gesine 2001. Heute lebt sie getrennt vom Ehemann und Vater in einer Patchworkfamilie mit einem anderen Mann. Die meiste Zeit sind die Kinder bei ihr.

Bei unserem ersten Treffen außerhalb vom Maître habe ich Tilmann und Gesine kennengelernt. Ich mochte die beiden Kinder einfach vom ersten Moment an. Kinder in diesem Alter verstehen es prima, die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Ich hatte eigentlichen Grund unseres Treffens vergessen, fand einfach keine Zeit mehr, mir zum Gespräch mit Ulrike Notizen zu machen.

Also haben Ulrike und ich uns gestern vor ihrer Arbeitsschicht noch einmal getroffen. Ulrike hat mir ihre Bewerbungsunterlagen mitgebracht. Es ist schlicht unglaublich, was diese Frau im Leben schon geleistet hat. Sei es im Grassi Museum Leipzig als wissenschaftliche Volontärin oder bei kocmoc.net als Projektmanagerin (die zwei letzten Anstellungen, jeweils über zwei Jahre). Was sich da an Arbeitszeugnissen angesammelt hat, übersteigt jegliche Erwähnung. Sie will sich in der Schweiz im Moment noch nicht bewerben. Aber eine Bezugsperson hat sie nun gefunden!

Seit einem Jahr nun arbeitet Ulrike beim Maître im Service in einem Team, in welchem sich sicher noch andere tolle Lebensläufe verbergen. Ihr Chef Eckehart Grundmann habe ich letzte Woche auch zu einem Gespräch getroffen. Er versteht es in seiner sehr zurückhaltenden und bescheidenen Art, gut ausgebildetes Personal zu einem Team zu formen, welches den anspruchsvollen Gast verwöhnt! Natürlich gehört da eine gute Küche mit dazu! Sowohl das Café Grundmann wie auch das Café Maître wird von der jeweiligen GmbH geführt!

Auch Ulrike habe ich gefragt, ob sie mir einen kurzen Text schreibt zu ihren Erinnerungen an die Wende 1989. Sie hat mir gestern Nacht folgende Zeilen zugeschickt:

Ich war 14 Jahre alt und ging in die 8. Klasse, die Klassenstufe in der man auf die Aufnahme in die Freie Deutsche Jugend (FDJ) vorbereitet wurde. Das war sehr spannend, da ja schon in dem Wort „Freie …“ Deutsche Jugend ein Widerspruch zum bestehenden System bestand, das wurde dann heftig diskutiert. Die Hälfte der zu diesem Zeitpunkt abgesessenen Schulstunden bestand aus politischen Gesprächen, zum Glück mit aufgeschlossenen Lehrern, die schnell begannen mit uns über eine mögliche politische Zukunft zu sprechen. Ich fand es unsagbar erleichternd, nun in die Schule gehen zu können und jetzt meine Meinung sagen zu dürfen, von einem Tag auf dem anderen, denn ich war es immer gewöhnt gewesen, dass das, was zu Hause besprochen worden war zu Hause blieb, jedes politische Gespräch endete mit dem Satz meiner Eltern, „Das was wir jetzt hier besprochen haben, erzählst du aber nicht in der Schule!“
Die emotionalste Erinnerung ist die Montagsdemonstration während meiner Herbstferien (das war also schon nach dem 9. Oktober) – überall Kerzen und so viele Menschen, die alle um den „Ring“ liefen, friedlich und zuversichtlich und man sprach locker wild durcheinander – wir kannten ja nur mit geschlossenen Mündern an der „Ehrentribühne“ vorbei, „im Gleichschritt Marsch“ von den Demonstrationen zum 1. Mai, zu denen wir verpflichtet worden waren.
Manchmal lauf ich ganz bewusst heute noch über den Ring, an der Runden Ecke vorbei, über den Dittrichring. Meine Mutter stammt aus der Familie Rudolf Dittrich, dem Oberbürgermeister (1908-1917), mein Großvater hat mir als Kind immer von der wunderbaren, fortschrittlichen Stadt Leipzig erzählt – damit hat er für mich immer Recht behalten…!

Ulrike Schauer am 3.11.2014

Ulrike und das ganze Maître-Team haben mir fast jeden Morgen das Arbeiten an diesem Blog erleichtert! Dein begrüßendes, freundliches Lachen hat mir in den oft einsamen Stunden meines Aufenthaltes Mut gemacht. Leipzig, das ist auch euer Verdienst, werde ich bald wieder besuchen, wer weiß, vielleicht für längere Zeit!… und wie gesagt, davon bin ich überzeugt:

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….Treppchen hoch. Deine Zeit wird kommen!

max aus Leipzig

Das „Institut für Theorie“ an der HGB Leipzig – oder die Frage der Mündigkeit

An diesem Artikel schreibe ich jetzt schon einige Tage. Vielleicht auch, weil ich eigentlich das Allzu-akademische verabscheue. Als bildender Künstler steht mir dies durchaus zu! Über meine eigene oder unsere Kunst (ALMA) zu schreiben, das überlasse ich gerne Anderen! Die können sich darüber auch akademisch auslassen! Als ungeübter Schreiber stoße ich mit Sprache immer wieder an meine Grenzen, vor allem wenn ich beim Schreiben präzise sein will! Zudem ist Deutsch für Schweizer die Schreibsprache, nicht aber die eigentliche Muttersprache.

Die Webseite der HGB (der erste Eindruck!)

Der Webauftritt der HGB Leipzig ist veraltet. Die Architektur bleibt Stückwerk! Die wesentlichen Fragen der Bediener: Wo bin ich? Woher kam ich? Wo kann ich hier hin? Werden kaum berücksichtigt. Die Bedienerfreundlichkeit muss dringend überdacht werden. Das funktioniert einfach nicht mit diesen „Buttons“ als Navigation. Ständig ertappe ich mich beim Suchen und begebe mich auf Irrwege! Zudem ist die Laufschrift viel zu klein! Nicht den Bildschirmauflösungen der heutigen Geräte angepasst! Ein Redesign der Webseite, für die HGB wäre dringend angesagt!

Gasthörerausweis

Schon vor Monaten habe ich mir überlegt, als was, wenn nicht als Teilnehmer, kann, ich einen Eindruck erhalten, was und wie an der HGB Kunst vermittelt wird. Ich habe mich also für eine Gasthörerschaft während meines fünf Woche- Aufenthaltes in Leipzig entschieden. Die administrative Abwicklung meiner Bewerbung lief hervorragend. Genau drei Tage vor meiner Abreise hatte ich meinen „Gasthörerausweis“, welchen ich übrigens inzwischen niemals vorweisen musste!

Das „Institut für Theorie“

Für die kurze Zeit einen ganzen Studiengang belegen, das würde keinen Sinn ergeben. Zudem hatten beim Stöbern auf der Homepage der HGB die Inhalte des „Instituts für Theorie“ mein Interesse geweckt! Weil ich schon im Vorfeld in diesem Blog nicht nur über die HGB berichten wollte, konnte ich mich allenfalls für drei/vier Tage bewerben. Ich wählte Einführungstage von vier Seminaren aus, drei habe ich inzwischen besucht!

Mit Dieter Daniels und Benjamin Meyer-Krahmer habe ich auch mich auch außerhalb der Seminare getroffen und sozusagen als Kollegen kurze Austauschgespräche geführt.

Am Donnerstag letzte Woche nach seinem Feierabend, war ich mit Dieter Daniels zu einem einstündigen Austauschgespräch mit „Ingwertee„. Das Café bei der „Galerie für zeitgenössische Kunst Leipzig“, liegt gleich um die Ecke. Daniels ist auch ein Duchamp-Publizist, und ich war ein Schüler von Serge Stauffer 1978/79 an der F+F Schule. In Serge hatten wir einen gemeinsamen Bekannten, also genug Gesprächsstoff. Darüber möchte ich in Zusammenhang mit Leipzig nicht berichten, auch weil das Thema (wie immer bei Duchamp oder Stauffer) zu ausufernd würde.

Meine Eindrücke zu den Unterrichtsmethoden

Ich habe mich mit Dieter Daniels auch kurz über die Unterrichtsmethoden unterhalten. Daniels mir sofort erklärte, dass Sie als Hochschulprofessoren keine didaktische Ausbildung hätten! Dass sie sich alle Methoden und Unterrichtsformen selber und ohne Unterstützung angeeignet hätten! Ich empfand die Didaktik bei allen drei besuchten Seminaren als angenehm und wohlwollend. Hier wurde nicht, wie allzu oft an Hochschulen, das eigene „vorhandene Wissen“ immerzu zelebriert. An der HGB wird der/die zum Teil sehr junge Studierende auffallend ernst genommen und in Ihrer/seiner eigenen Meinung zum Thema gefördert. Die Seminar-Bestuhlung war immer kreisförmig und nicht frontal, Verständnisfragen wurden sehr ernst genommen und dies bei einer Teilnehmerzahl (bei Benjamin Meyer-Krahmer) von weit über 60 Studierenden. Da könnten sich einige meiner Berufskollegen, welche doch eine didaktische Ausbildung hinter sich gebracht haben, und dazu auch immer Weiterbildungen besuchen, „ein gutes Stück abschneiden“!

Vermisst habe ich allerdings bei allen drei Dozenten nach langen zwei Stunden Unterricht eine Pause! Ich kann nachvollziehen, dass es nicht so ganz einfach ist, mit 60 Studierenden eine 15-minütige Pause einzuhalten. Vielleicht müsste dazu der gesamte Unterrichtsplan überdacht werden.

Vorerst wollte ich zusammen mit einem Stundenten den Blick auf das „Institut der Theorie“ an der HGB richten.

Dazu habe dann M. , wie schon in einem der früheren Berichten erwähnt, angefragt. Er hat mir auf meine Anfrage folgendes Mail zugeschickt:

Lieber Max

leider muss ich Dir mitteilen, dass ich an dem beschriebenen Blogprojekt nicht mitwirken werde. Ich bin mir sicher, dass sich an der HGB noch andere potentielle Interviewpartner_innen finden werden, die bereit wären, ihre Einschätzung des Instituts für Theorie online zu teilen.

Wir sehen uns beim Seminar!

Beste Grüße M.

Eigentlich, und das wurde mir nach dieser Mail auch klar, war mein Vorhaben, in Zusammenarbeit mit einer/m Studierenden den Blick auf das „Institut der Theorie“ zu werfen, ein bisschen feige. Also habe ich mich jetzt entschlossen, diesen Artikel selber zu gestalten.

Mit den drei Seminaren habe ich eine gute Wahl getroffen

„Marcel Duchamp und die Folgen“ bei Prof Dr. Dieter Daniels

Als zwanzigjähriger Student von „Serge Stauffer“ lernte ich nebst dem Werk auch den Einfluss von „Duchamp“ auf die Kunst (vor allem in und nach den Sechziger Jahren) kennen. Dieses „Monster“ lässt dich, auch weil seither so mannigfach über ihn geschrieben und Hunderte von Publikationen über ihn erschienen sind, lebenslang nicht los! Du lässt es sein oder du gehst der Sucht weiter nach! So müsste ich jetzt entscheiden bei Dieter Daniels! Entweder ich würde mich ins Zeug legen, dann aber schon mit einem „Leistungsnachweis“!… oder ich würde einfach Daniels neuste Publikation „Vom Readymade zum Cyberspace“ lesen! Was ich dann sowieso tun werde!

Be Creative! Kunst, Kreativität und Gesellschaft

Ohne großes Vorwissen weder zur Veranstaltung und zur Person besuchte ich (wie einige der Studierenden dies wohl auch so tun) das Seminar „Be Creative! Kunst, Kreativität und Gesellschaft“ von Beatrice v. Bismarck . Der Titel des Seminars machte mich neugierig, aber auch skeptisch!

Mit dem geschickten Einstieg ins Seminar, widerlegte Frau v. Bismarck meine Bedenken. Sie projizierte ein Bild (Still) aus der Videoaufzeichnung der Performance von Carry Young „I am a Revolutionary„. Sie hat die „Aktion“ der Künstlerin und ihres Trainers kurz beschrieben. Und dann die Teilnehmenden gefragt: Was die Künstlerin wohl damit bezwecke? Was sie damit mitteilen will? Usw. Das fand ich sehr motivierend und einladend, am Seminar weiter teilzunehmen.

Was ist Kritik? / Dr. Benjamin Meyer-Krahmer

Im Seminar „Was ist Kritik“ von Benjamin Meyer-Krahmer, der auf den Ausschreibungen als „Vertretung der Professur für Philosophie“ geführt wird, habe ich an zwei Sitzungen teilgenommen! Der „Benjamin“ (der Name passt im Umfeld der Professoren der HGB und wir duzten uns inzwischen) gestaltet seinen Unterricht stark und unbekümmert, und doch mit einer gewissen Strenge in der Verständnisfrage. An der zweiten Sitzung, es waren wieder über 50 Teilnehmende, haben wir über die Schrift von Immanuel Kants „Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung?“, welche im Vorfeld als Aufgabe zu lesen war, gesprochen.

Die Gemeinde (das Private) verglich Benjamin Meyer-Krahmer unter Anderem mit der gegenwärtigen Situation im Seminarraum und sich mit einem „Priester/Rat oder Lehrenden“. Und er hat die Mündigkeitsfrage und -gefühle an die Gemeinde gestellt, hat provoziert! Die Grenzen des Privaten wurden aufgezeigt. Schließlich muss auch er gegenüber der Institution, welche ihm sehr viele Freiheiten lässt, wenn auch wenige, aber doch Eingeständnisse machen. Obschon er unsere Gemeinde (Studentenschaft) als sehr mündig und selbstständig einschätzt, kann er sie dann doch nicht einfach allein lassen oder gar verlassen!

Mit Benjamin würde ich gerne weiterarbeiten in diesem oder in einem seiner weiter Seminaren an der HGB. Genauso hatte ich das auch verstanden: zusammen arbeiten! Und genauso werden es auch seine mündigen Studentinnen und Studenten verstehen!

max aus Leipzig

Der Schrank …

… bei Th. Im Atelier in der Spinnerei Leipzig

Von Anfang an wollte ich nicht über Schweizer berichten in Leipzig! Das ging mir irgendwie gegen den Strich und ich hatte im Vorfeld schlechte Erfahrungen gemacht. Getroffen habe ich Einige! Und so heute Vormittag auch Th. Wir haben uns gut unterhalten, ausgetauscht! Kurz bevor er dann in eine Druckwerkstatt „zum Drucken“ ging, hat er ihn mir vorgeführt!!!

„Der Schrank“ Das passt!

Die zwei, drei Fotos, welche ich in Eile noch knipsen konnte, erzählen ihre eigene Geschichte!

 

Der Schrank

Der Schrank

Fachliteratur und Plakate

Fachliteratur und Plakate

Der Antrag

Der Antrag

Ein Hilfsmittel

Ein Hilfsmittel

Th. hat mir auch ausgefüllte Anträge gezeigt! Die französische Künstlerin „Sophie Calle“ hätte daran ihre Freude!

max aus Leipzig

 

 

Sebastian (hommage a Robert Walser)

Sebastian

Sebastian (max)

Nach der blauen „Entspannung pur“ von Kneipp, der übrigens auch Sebastian hieß, braue ich mir jetzt noch einen dunkelbraunen Kaffee. Ich arbeite immer in der Küche, dem hellsten Raum der Wohnung. Hier habe ich keine Espresso-Maschine, wie bei mir zu Hause. Trinke einen starken Filterkaffee. Die Vögel pfeifen nicht mal mehr vereinzelt, wie bei meiner Ankunft vor fast vier Wochen. Nur das Kofferradio eines Bauarbeiters, hoch oben auf dem noch gerippigen Neubau in der Nachbarschaft des großen Hinterhofes, spielt mir unbekannte Lieder. Ich habe nur knappe 5 Stunden geschlafen, nach dem Abend mit Sebastian.

Kurz nach sieben Uhr gestern Abend habe ich ihn weggeholt von der Arbeit im „Whistlers“. Ralph kam dann zusammen mit einem Freund auch noch vorbei! Immer gut gelaunt und oft zur Situation passende Texte von, ich weiss nicht wem, „Zappa oder Dylan“ vorträllernd. Den richtigen Tonfolgen schenkt er dabei weniger Beachtung!! Schon sehr liebenswürdig!

Sebastian hat noch seine Bücherturm (sicher zehn Taschenbücher) im Laden stehen lassen. Die will er nicht den ganzen Abend mitschleppen. William Faulkner war natürlich mit dabei, viel mehr konnte ich nicht erkennen. Schlussendlich haben Sebastian und ich, nicht wie geplant, viel über Bücher und Musik gesprochen in den gut sieben Stunden unseres Zusammenseins! Wir waren uns in Vielem sehr schnell einig. Einen „Pere Ubu“-Auftritt hatte Sebastian im kleinen Konzertraum der zweiten Absteige, wo er zur „Coca Cola“ auch zwei „Klare“ (Himbeernachgeschmack) mittrank, gesehen.“Ahh David Thomas“, beide Daumen hoch, kurzes Lachen, mehr brauchten wir nicht auszutauschen. Wer David Thomas, seine Stimme und seine vorgetragenen Geschichten liebt – „Captain Beefheart“ aber sicher, „Zappa“ weniger und auch „Les Chants de Maldoror“ vom Comte de Lautreamont gelesen hat. Na also, über ihn wollte ich nun mehr erfahren.

Vorher waren wir im Café Grundmann. Haben dort eine Suppe gegessen, er eine „Kartoffelsuppe mit Würsten“ und ich eine „Rote Beete-Suppe“! Dort habe ich den noch zurückhaltenden Sebastian ein wenig ausgefragt. Er wohnt in Connewitz in einer 42m2 grossen Wohnung, das Haus aus den 1920er Jahren . Noch südlicher wie die Südstadt, wo meine „Bleibe“ liegt. Er lebt sehr zurückgezogen, momentan in keiner Beziehung! Liest viel und hört ebenso viel Musik! Geboren ist er 1981 in einfachen Verhältnissen in „Markkleeberg“ einer 25 000 Einwohner zählenden Kleinstadt, auch südlich von Leipzig. Die Stadt ist heute umgeben von Seen! Als er da aufwuchs waren das Gruben vom Braunkohletagebau! Er hat dort Abitur gemacht! Dann an der Uni von Leipzig ein „Amerikanistik“ Studium abgeschlossen. Als ich ihn dann gefragt hatte, wie er, als damals 8 jähriger die Wende erlebt hat, ist das Resteis geschmolzen! Er hat erzählt, und ich habe ihn gebeten mir heute einen kleinen Text zu schreiben für meinen Blog. Er hat ihn mir eben geschickt:

Anfang November 1989 (Kinder von Marx und Coca-Cola [nach Godard])

Ich erinnere mich an kaum etwas. Anfang November 89. Früh aufstehen. Mein Bruder auf Kur, also nur meine Eltern und ich. Ganz offiziell vom Schulunterricht befreit (fast jeden Tag fehlten Schüler/innen, weil sie nach „drüben“ fuhren). Fahrt in unserem champagnerbeigen Trabant Kombi. Nach Hof (Oberfranken). Warten: in Grenznähe ein Lichtermeer am finsteren Morgen. Unzählige Autos. Der Tag in Hof grau und verregnet. Wieder warten: Begrüßungsgeldstelle. Nur verschwommene Eindrücke von der Stadt selbst. Was blieb? ein graubrauner Pullover mit Micky-Maus-Aufdruck; ein erster Einkauf im Supermarkt (Grosso) – die erste Coca-Cola: große Enttäuschung! schmeckt fast wie DDR-Kirschcola (was mich aber nicht davon abgehalten hat, bis heute ein ganzes Meer davon zu trinken).

2. Besuch am 22. Dezember 89. Mein Bruder am Tag zuvor von der Kur zurück (Schreckmoment: der Trabi hatte kurzzeitig den Geist aufgegeben), diesmal also zu viert. Ziel diesmal Nürnberg. Erster Besuch bei McDonald’s: Junior-Tüte, erster Hamburger – so also schmeckt etwas, das ich für den Rest meines Lebens essen werde! Eine Frau spricht uns auf der Straße an: „Kommen Sie aus der DDR?“ – mein Bruder: „Ja!“ – sie (herzlich): „Frohe Weihnachten schon im Voraus“ – drückt meinen Eltern 100 D-Mark in die Hand. Auf in das nächste Sportgeschäft: Trainingsanzüge für Vati, Bruder und mich.

Sebastian Losert, 30.10.2014

Ich bin mir sicher, in Sebastian einen Freund gefunden zu haben mit dem ich weiter in Kontakt bleiben werde, auch wenn er selber seinen Text nicht so gut findet, wie er schreibt! Da bin ich nicht ganz gleicher Meinung !

max aus Leipzig

Zwei Systeme

Zwei Fassaden! wo zwei Epochen und Zeitzeugen zweier Systeme aufeindertreffen!

.. wo zwei Epochen und Zeitzeugen zweier Bau-Systeme aufeindertreffen! Das kann fast nur im ehem. Ostblock sein!

Heute habe ich am Artikel über das „Institut der Theorie“ in der HGB Leipzig geschrieben! Der Artikel wird ein bisschen länger und ist noch nicht abgeschlossen! Ich überlege mir, ob ich ihn gegenlesen lasse! Aus Erfahrung weiß ich aber, dass sich alle drei Professoren Zeit lassen beim Beantworten von Mails. Ist auch kein Wunder bei den vielen Studierenden! Ich will den Artikel aber bis spätestens am Wochenende publizieren. Vielleicht lasse ich das Gegenlesen, Blogartikel sind immer flexibel, nicht so Zeitungsartikel oder Fernsehberichterstattung!

Damit du aber lieber Leser nicht allzu enttäuscht bist, publiziere ich zwei Bilder der letzten Tage!

Strassenschild mit der Aufschrift: An der Fassaungslinde

An der Verfassaungslinde?? (bei uns hiesse das Zurlinden und steht eigentlich soweit ich informiert bin in Oberbayern)

Um sieben treffe ich mich mit Sebastian!

max aus Leipzig

Ich hab das Objekt gefunden, ….

… welches „ videoüberwacht wird“ …….

Objekt wird Videoüberwacht

„Objekt wird videoüberwacht“ bei einer Bank, deren Ort und Namen unbedeutend ist für diesen Blog!

…… dank einem Aushang bei „Libelle„!

Achtung Videoüberwachung ! Plan zu Leipziger Kameras!

Achtung Videoüberwachung ! Plan zu Leipziger Kameras!

Libertärer Laden, Treffpunkt und Gewerkschaftslokal

Libelle, Libertärer Laden, Treffpunkt und Gewerkschaftslokal

Dabei wollte ich gar nicht zur „Libelle“, man kennt mich doch als eher unpolitischen Fleischfresser! Mein Ziel war der Bücherladen mzin gegenüber, welcher leider geschlossen war!

In der Kolonnadenstraße würd ich gerne wohnen: unweit vom Zentrum und der Kunsthalle und auffallend ruhig, obschon zentral gelegen, mit dem kleinen Kaffee „Nichtstun“! Der Name gefällt mir, da wird nichts versprochen, wie bei den modischen Namen von Cafés in Zürich: „dihei“ oder „dinimuetter„!

Und noch zwei Bild für heute!

Dorotheenplatz mit Kolonaddenstrasse

Dorotheenplatz mit Kolonaddenstrasse

Ausschnitt "Dorotheenplatz"

Ausschnitt „Dorotheenplatz“

max aus Leipzig

 

„Whispert Records“ oder Ralph flüstert dir schon mal was ins Ohr!

Heute Abend habe ich ein motivierendes Email erhalten von D. einem Freund aus Zürich. Er nennt mich darin „unser Korrespondent in Leipzig“! Mein neuer Traumberuf?

Schaufensterauslage im Schallplattenladen mit Raritäten

Schaufensterauslage im Schallplattenladen mit Raritäten

Heute war ich bei Ralph im „Whispers Records“. Diejenigen, welche mich besser kennen wissen, dass ich da rein musste! Wenn man Ralph beim Arbeiten zuschaut, glaubt man kaum, dass er dies schon seit 24 Jahren tut. Er gibt jedem Kunden das Gefühl ein Kenner zu sein! Rät aber auch dazu „reinzuhören“, wenn er weiss, dass diese Schallplatte oder CD nicht das hält , was sie verspricht!

Er hat am 20.08.1990, einige Tage nach der Einführung des Euros in Halle mit „Whispers Records“ angefangen. „Jahrelang haben mir die Einnahmen knapp gereicht, um zu leben und die Alimente zu bezahlen!“ Inzwischen ist er Vater von zwei Söhnen, einem Erwachsenen und einem Elfjährigen (Schätzung ab Bildern, welche er mir gezeigt hat).

Und schon steht wieder ein Kunde da und Ralph kuckt zuerst im Internet und dann selber in seinen Gestellen nach, ob er nicht doch noch was vom gewünschten Interpreten finden kann! „Da war doch noch was!“ Unglaublich diese Energie und immer liebevoll und freundschaftlich!

_Ralph von "Whispers Records"

Ralph von „Whispers Records“

Was mich verwundert hat, ist Aussage von Ralph, dass er seit einem Jahr in seinen beiden Geschäften in Halle und Leipzig steigende Umsätze schreibt. Vor allem beim Verkauf von Schallplatten, welche achtzig Prozent des Verkauferlöses ausmachen. In Zürich gingen einige der Geschäfte mit Schallplatten ein! Vielleicht rentiert eben der „Wiederverkauf von Raritäten“!

Hier in Leipzig arbeitet Ralph mit Resi, welche in einem Hinterzimmer, wo ich heute nicht dazukam reinzuschauen, ein Bücherantiquariat führt. Dann helfen ihm Sebastian und Philipp teilzeitmäßig im „Whispers“ aus. Über Sebastian (William Faulkner-Fan) habe ich gestern schon geschrieben. Ihn treffe ich dann am späten Mittwoch Nachmittag!

max aus Leipzig