Das „Institut für Theorie“ an der HGB Leipzig – oder die Frage der Mündigkeit

An diesem Artikel schreibe ich jetzt schon einige Tage. Vielleicht auch, weil ich eigentlich das Allzu-akademische verabscheue. Als bildender Künstler steht mir dies durchaus zu! Über meine eigene oder unsere Kunst (ALMA) zu schreiben, das überlasse ich gerne Anderen! Die können sich darüber auch akademisch auslassen! Als ungeübter Schreiber stoße ich mit Sprache immer wieder an meine Grenzen, vor allem wenn ich beim Schreiben präzise sein will! Zudem ist Deutsch für Schweizer die Schreibsprache, nicht aber die eigentliche Muttersprache.

Die Webseite der HGB (der erste Eindruck!)

Der Webauftritt der HGB Leipzig ist veraltet. Die Architektur bleibt Stückwerk! Die wesentlichen Fragen der Bediener: Wo bin ich? Woher kam ich? Wo kann ich hier hin? Werden kaum berücksichtigt. Die Bedienerfreundlichkeit muss dringend überdacht werden. Das funktioniert einfach nicht mit diesen „Buttons“ als Navigation. Ständig ertappe ich mich beim Suchen und begebe mich auf Irrwege! Zudem ist die Laufschrift viel zu klein! Nicht den Bildschirmauflösungen der heutigen Geräte angepasst! Ein Redesign der Webseite, für die HGB wäre dringend angesagt!

Gasthörerausweis

Schon vor Monaten habe ich mir überlegt, als was, wenn nicht als Teilnehmer, kann, ich einen Eindruck erhalten, was und wie an der HGB Kunst vermittelt wird. Ich habe mich also für eine Gasthörerschaft während meines fünf Woche- Aufenthaltes in Leipzig entschieden. Die administrative Abwicklung meiner Bewerbung lief hervorragend. Genau drei Tage vor meiner Abreise hatte ich meinen „Gasthörerausweis“, welchen ich übrigens inzwischen niemals vorweisen musste!

Das „Institut für Theorie“

Für die kurze Zeit einen ganzen Studiengang belegen, das würde keinen Sinn ergeben. Zudem hatten beim Stöbern auf der Homepage der HGB die Inhalte des „Instituts für Theorie“ mein Interesse geweckt! Weil ich schon im Vorfeld in diesem Blog nicht nur über die HGB berichten wollte, konnte ich mich allenfalls für drei/vier Tage bewerben. Ich wählte Einführungstage von vier Seminaren aus, drei habe ich inzwischen besucht!

Mit Dieter Daniels und Benjamin Meyer-Krahmer habe ich auch mich auch außerhalb der Seminare getroffen und sozusagen als Kollegen kurze Austauschgespräche geführt.

Am Donnerstag letzte Woche nach seinem Feierabend, war ich mit Dieter Daniels zu einem einstündigen Austauschgespräch mit „Ingwertee„. Das Café bei der „Galerie für zeitgenössische Kunst Leipzig“, liegt gleich um die Ecke. Daniels ist auch ein Duchamp-Publizist, und ich war ein Schüler von Serge Stauffer 1978/79 an der F+F Schule. In Serge hatten wir einen gemeinsamen Bekannten, also genug Gesprächsstoff. Darüber möchte ich in Zusammenhang mit Leipzig nicht berichten, auch weil das Thema (wie immer bei Duchamp oder Stauffer) zu ausufernd würde.

Meine Eindrücke zu den Unterrichtsmethoden

Ich habe mich mit Dieter Daniels auch kurz über die Unterrichtsmethoden unterhalten. Daniels mir sofort erklärte, dass Sie als Hochschulprofessoren keine didaktische Ausbildung hätten! Dass sie sich alle Methoden und Unterrichtsformen selber und ohne Unterstützung angeeignet hätten! Ich empfand die Didaktik bei allen drei besuchten Seminaren als angenehm und wohlwollend. Hier wurde nicht, wie allzu oft an Hochschulen, das eigene „vorhandene Wissen“ immerzu zelebriert. An der HGB wird der/die zum Teil sehr junge Studierende auffallend ernst genommen und in Ihrer/seiner eigenen Meinung zum Thema gefördert. Die Seminar-Bestuhlung war immer kreisförmig und nicht frontal, Verständnisfragen wurden sehr ernst genommen und dies bei einer Teilnehmerzahl (bei Benjamin Meyer-Krahmer) von weit über 60 Studierenden. Da könnten sich einige meiner Berufskollegen, welche doch eine didaktische Ausbildung hinter sich gebracht haben, und dazu auch immer Weiterbildungen besuchen, „ein gutes Stück abschneiden“!

Vermisst habe ich allerdings bei allen drei Dozenten nach langen zwei Stunden Unterricht eine Pause! Ich kann nachvollziehen, dass es nicht so ganz einfach ist, mit 60 Studierenden eine 15-minütige Pause einzuhalten. Vielleicht müsste dazu der gesamte Unterrichtsplan überdacht werden.

Vorerst wollte ich zusammen mit einem Stundenten den Blick auf das „Institut der Theorie“ an der HGB richten.

Dazu habe dann M. , wie schon in einem der früheren Berichten erwähnt, angefragt. Er hat mir auf meine Anfrage folgendes Mail zugeschickt:

Lieber Max

leider muss ich Dir mitteilen, dass ich an dem beschriebenen Blogprojekt nicht mitwirken werde. Ich bin mir sicher, dass sich an der HGB noch andere potentielle Interviewpartner_innen finden werden, die bereit wären, ihre Einschätzung des Instituts für Theorie online zu teilen.

Wir sehen uns beim Seminar!

Beste Grüße M.

Eigentlich, und das wurde mir nach dieser Mail auch klar, war mein Vorhaben, in Zusammenarbeit mit einer/m Studierenden den Blick auf das „Institut der Theorie“ zu werfen, ein bisschen feige. Also habe ich mich jetzt entschlossen, diesen Artikel selber zu gestalten.

Mit den drei Seminaren habe ich eine gute Wahl getroffen

„Marcel Duchamp und die Folgen“ bei Prof Dr. Dieter Daniels

Als zwanzigjähriger Student von „Serge Stauffer“ lernte ich nebst dem Werk auch den Einfluss von „Duchamp“ auf die Kunst (vor allem in und nach den Sechziger Jahren) kennen. Dieses „Monster“ lässt dich, auch weil seither so mannigfach über ihn geschrieben und Hunderte von Publikationen über ihn erschienen sind, lebenslang nicht los! Du lässt es sein oder du gehst der Sucht weiter nach! So müsste ich jetzt entscheiden bei Dieter Daniels! Entweder ich würde mich ins Zeug legen, dann aber schon mit einem „Leistungsnachweis“!… oder ich würde einfach Daniels neuste Publikation „Vom Readymade zum Cyberspace“ lesen! Was ich dann sowieso tun werde!

Be Creative! Kunst, Kreativität und Gesellschaft

Ohne großes Vorwissen weder zur Veranstaltung und zur Person besuchte ich (wie einige der Studierenden dies wohl auch so tun) das Seminar „Be Creative! Kunst, Kreativität und Gesellschaft“ von Beatrice v. Bismarck . Der Titel des Seminars machte mich neugierig, aber auch skeptisch!

Mit dem geschickten Einstieg ins Seminar, widerlegte Frau v. Bismarck meine Bedenken. Sie projizierte ein Bild (Still) aus der Videoaufzeichnung der Performance von Carry Young „I am a Revolutionary„. Sie hat die „Aktion“ der Künstlerin und ihres Trainers kurz beschrieben. Und dann die Teilnehmenden gefragt: Was die Künstlerin wohl damit bezwecke? Was sie damit mitteilen will? Usw. Das fand ich sehr motivierend und einladend, am Seminar weiter teilzunehmen.

Was ist Kritik? / Dr. Benjamin Meyer-Krahmer

Im Seminar „Was ist Kritik“ von Benjamin Meyer-Krahmer, der auf den Ausschreibungen als „Vertretung der Professur für Philosophie“ geführt wird, habe ich an zwei Sitzungen teilgenommen! Der „Benjamin“ (der Name passt im Umfeld der Professoren der HGB und wir duzten uns inzwischen) gestaltet seinen Unterricht stark und unbekümmert, und doch mit einer gewissen Strenge in der Verständnisfrage. An der zweiten Sitzung, es waren wieder über 50 Teilnehmende, haben wir über die Schrift von Immanuel Kants „Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung?“, welche im Vorfeld als Aufgabe zu lesen war, gesprochen.

Die Gemeinde (das Private) verglich Benjamin Meyer-Krahmer unter Anderem mit der gegenwärtigen Situation im Seminarraum und sich mit einem „Priester/Rat oder Lehrenden“. Und er hat die Mündigkeitsfrage und -gefühle an die Gemeinde gestellt, hat provoziert! Die Grenzen des Privaten wurden aufgezeigt. Schließlich muss auch er gegenüber der Institution, welche ihm sehr viele Freiheiten lässt, wenn auch wenige, aber doch Eingeständnisse machen. Obschon er unsere Gemeinde (Studentenschaft) als sehr mündig und selbstständig einschätzt, kann er sie dann doch nicht einfach allein lassen oder gar verlassen!

Mit Benjamin würde ich gerne weiterarbeiten in diesem oder in einem seiner weiter Seminaren an der HGB. Genauso hatte ich das auch verstanden: zusammen arbeiten! Und genauso werden es auch seine mündigen Studentinnen und Studenten verstehen!

max aus Leipzig

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